January 26, 2012 | |
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tags: | #Agrochemikalien, #Ernährungslage, #Kenyan Agricultural Research Institute, #Kunstdünger, #Landbau, #Nahrungsmittelhilfe |
org: | Biovision |
located: | Kenya |
«Früher hatten wir hier genug Regen und gute Ernten», erinnert sich Lucy Wanijru, eine sechzig Jahre alte Bäuerin aus Kigio in Zentralkenia. «Ich konnte die Überschüsse auf unserem Lokalmarkt oder sogar in der nahen Stadt Thika verkaufen. Es reichte zum Leben und auch für die Schule unserer drei Kinder.»
Aber dann starb ihr Mann an Leberkrebs. Das war 1982. Von da an wurde ihr Leben immer schwieriger. Sie musste die Kinder aus der Schule nehmen, weil sie das Geld für die Gebühren nicht mehr aufbringen konnte. Zudem hatte sie immer wieder schlechte Ernten, weil der Regen zusehends unberechenbarer wurde. «In extremen Jahren war die Ernährungslage so schlimm, dass der Staat Nahrungsmittelhilfe an Alte und Weisenkinder leistete.» Frau Wanijru wurde jeweils nicht berücksichtigt, und so gab es für ihre Familie anstelle von drei täglichen Mahlzeiten nur noch abends etwas zu essen. «Die Kinder weinten. Sie hatten Hunger und Bauchschmerzen, und sie verloren an Gewicht», erzählt sie mit bitterer Stimme.
Heute sind ihre Tochter und die beiden Söhne erwachsen und verheiratet. Aber 2004 erlag eine der Schwiegertöchter einer Hirnhautentzündung und liess sechs Kinder zurück. Lucy holte die Enkel zu sich, weil ihr Sohn sein Auskommen als Gelegenheitsarbeiter sucht und meistens weg ist. Seither tut sie alles für ihre Grosskinder. Aber sie blickt mit Sorgen in die Zukunft. «Ich werde älter und meine Kräfte lassen nach» gesteht sie. «Ich weiss nicht, wie ich es schaffen soll.» Doch Frau Wanijru hat keine Wahl und packt ihr Schicksal. Seit 2010 besucht sie Kurse über nachhaltige Landwirtschaft. In diesen praxisbezogenen Trainings, die von Biovision finanziert und vom Kenyan Agricultural Research Institute (KARI) betreut werden, erlernte sie die Herstellung von Kompost und die biologische Bekämpfung von Maisschädlingen. Lucy Wanijru ist sehr interessiert am biologischen Landbau – nicht zuletzt darum, weil Kunstdünger und Agrochemikalien für sie unerschwinglich geworden sind. Zudem hat sie erfahren, dass selbst bei Regenmangel ausreichende Erträge möglich sind, wenn der Ackerboden tief genug umgegraben und mit Kompost angereichert wird. Frau Wanijru ist denn auch zufrieden mit dem Projekt: «Es ist sehr hilfreich», meint sie. «Ich konnte die Ernte im Mais und den Milchertrag erheblich steigern. Damit kommen meine sechs Enkel und ich über die Runden».
Copyright: www.biovision.ch
Foto: Redaktion Biovision
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